Einen handwerklichen Beruf wollte sie erlernen – das stand für Lorena Zipfel schon lange klar. Schon während ihrer Zeit an der Fürstabt-Gerbert-Schule in St. Blasien hat sie sich mit der Frage auseinandergesetzt. Ein Praktikum brachte sie auf die Spur und ihre Ausbildung zur Feinwerkmechanikerin für Maschinenbau hat sie als Kammersiegerin abgeschlossen.
Feinmechanik? Sei schon lange kein Männerberuf mehr, meint Lorena
Ja, sie sei die einzige Frau in der Swingo-Linie, sagt die 22-Jährige, aber ein Männerberuf sei der Feinwerkmechaniker schon längst nicht mehr. Dazu gebe es auch keinen Grund, denn sie könne alle Aufgaben ebenso erledigen, wie es ihre Kollegen tun – die moderne Montagelinie bei Schmidt mache es allen Mitarbeitern möglichst leicht.
Dreieinhalb Jahre dauerte ihre Ausbildung insgesamt. Nachdem sie den Betrieb als Praktikantin kennengelernt hatte, waren sich die Jugendliche und das Unternehmen bald einig – sie sollte dort einen Ausbildungsplatz erhalten. Allerdings sei ihr empfohlen worden, zunächst die einjährige Metallfachschule (auch dort war sie das einzige Mädchen in der Klasse) in Bad Säckingen zu besuchen, bevor ihre zweieinhalb Jahre Auszubildendenzeit in den Werkshallen an der Alb anfingen.
Nach der Theorie in der Schule lernte sie in der Ausbildungswerkstatt des Unternehmens genau zu messen, zu bohren, fräsen, drehen und feilen.
Wissen über verschiedene Werkstoffe ist wichtig
Wichtig sei in dem Beruf auch, Zeichnungen lesen zu können – man müsse die komplexen Pläne verstehen und umsetzen können. Man könne nicht einfach in die Werkhalle kommen und zum Beispiel eine Kehrmaschine zusammenbauen, sagt Ausbildungsleiter Andreas Stoll. Man müsse beispielsweise die vielen verschiedenen Verbindungstechniken kennen, man müsse verstehen, was man tut, damit dann später unter anderem die Hydraulikleitungen auch wirklich dicht und alle Schraubverbindungen mit dem richtigen Drehmoment angezogen sind. Unter anderem dafür sei auch das Wissen über die verschiedenen Werkstoffe sehr wichtig.
In Sieben-Wochen-Schritten durchlaufen die Auszubildenden bei Aebi Schmidt die wichtigsten Bereiche, erläutert Stoll. Neben den Produktionslinien lernen die jungen Kollegen auch zum Beispiel das Lager, die Hydraulikwerkstatt und die Reparatur kennen. Mit dem Überblick entstehe auch das Verständnis für die Arbeit der anderen Mitarbeiter – warten die Kollegen in den Produktionslinien einmal auf Bestandteile, wissen sie genau, wie komplex die Lagerverwaltung ist, sagt der Ausbildungsleiter.
Bei der Arbeit müsse man auf viele Punkte achten und deshalb stets konzentriert bei der Sache sein, sagt Lorena Zipfel. Sicherheit werde großgeschrieben, Schraubverbindungen deshalb zum Beispiel farblich gekennzeichnet, um bei einem möglicherweise später auftretenden Fehler die Ursache herausfinden zu können.
Das Fachwissen sei entscheidend, sagt Lorena Zipfel und Ausbildungsleiter Andreas Stoll ergänzt: „Ich sehe in dem Beruf keinen Unterschied zwischen einem Mann und einer Frau.“ Der Arbeitsplatz sei ergonomisch gestaltet, niemand müsse schwere Dinge heben. Der schwerste Arbeitsschritt sei wohl, die Fahrzeuge zur nächsten Montagestation zu schieben, sagt Lorena Zipfel schmunzelnd.
Ihre Ausbildung hatte die ehemalige Schülerin der Fürstabt-Gerbert-Schule bereits am Jahresanfang abgeschlossen, das Ergebnis und damit die Information, dass sie Kammersiegerin geworden ist, hat sie erst jüngst erfahren. Zu der Zeit war sie aber schon längst fester Bestandteil des Teams in der Swingo-Produktion. „Ich bin nett aufgenommen worden“, sagt sie. Und Ausbildungsleiter Stoll hofft, dass weitere junge Frauen dem Beispiel von Lorena Zipfel folgen und einen technischen Beruf erlernen.
Wir gratulieren Lorena Zipfel ganz herzlich zur Meisterleistung und wünschen ihr weiterhin viel Freude und Erfolg in ihrem Traumberuf.
Mehr lesen Sie hier
Foto: Sebastian Barthmes